A)

Armenier
christliches Volk, das ehemals in der Osttürkei und in den benachbarten Regionen Russlands bzw. der ehemaligen Sowjetunion (Ararat-Hochland) sein Hauptsiedlungsgebiet hatte, innerhalb des Osmanischen Reiches, rund um das Schwarze Meer, im Zarenreich und in Südosteuropa allerdings bedeutende Minderheiten stellte. Mit der Auflösung der Sowjetunion 1991/92 wurde ein unabhängiger armenischer Nationalstaat gegründet, der die ehemalige sowjetische Republik Armenien umfasst.
Die Armenier waren im Osmanischen Reich eine bedeutende ethnische Minderheit, die vor allem im Handel eine besondere Rolle spielte. Während des Ersten Weltkriegs wurden die Armenier im Jahr 1915 im Osmanischen Reich durch die türkischen Machthaber als innere Feinde systematisch verfolgt und deportiert. Dabei kamen ca. 500.000 bis 1,5 Millionen Armenier ums Leben. Die Opferzahlen sind strittig. Die Anerkennung dieses Ereignisses als Genozid ist ebenfalls strittig. Die Türkei weigert sich bis heute dagegen und argumentiert, es seien Kriegsfolgen gewesen. Außerhalb der Türkei gilt die massenhafte Ermordung und Verfolgung der Armenier als der erste systematische Völkermord des 20. Jahrhunderts. Die Verfolgung der Armenier 1915 im Osmanischen Reich führte zur Auswanderung vieler Armenier, insbesondere nach Frankreich und in die USA.

Atatürk, Mustafa Kemal 'Pascha’ (1880-1938)
türkischer Politiker und General, der maßgeblich an der Gründung der modernen Türkei nach dem Ende des Ersten Weltkriegs beteiligt war und 1923 zu ihrem ersten Staatspräsidenten ernannt wurde. Atatürk (= Vater aller Türken) gehörte zur türkisch-nationalistischen Bewegung (Nationalismus) der Jungtürken, die gegen die überlieferte Herrschaft des Osmanischen Reiches kämpften und zu dessen Untergang beitrugen. In den Kriegen (Balkankriege, Erster Weltkrieg, griechisch-türkischer Krieg), die zum Untergang des Osmanischen Reiches führten, zeichnete sich Atatürk als bedeutender Feldherr aus. Insbesondere die militärische Niederlage und damit die Vertreibung eines Teils der Griechen im griechisch-türkischen Krieg 1920 bis 1922 aus Kleinasien war eine Folge von Atatürks strategischem Handeln. Mit Gründung der türkischen Republik forcierte Atatürk deren Modernisierung und Verwestlichung, u.a. durch eine strikte Trennung von Staat und Religion.

Abschiebung
zwangsweise Durchsetzung der Ausreisepflicht eines Ausländers, der er aus dem Hoheitsgebiet eines Staates entfernt wird. Die Abschiebung darf laut Genfer Flüchtlingskonvention nicht in einen Staat erfolgen, der den Flüchtling mit dem Tod bedroht oder ihn wegen seiner Rasse, Religion oder politischen Überzeugung verfolgt.

Akkulturation
Übernahme von Elementen einer anderen Kultur (z.B. Ideen, Wörter, Wertvorstellungen, Normen, Verhaltensweisen, Herrschaftsverhältnisse, Institutionen, Techniken, Produkte) durch Einzelpersonen, Gruppen und Schichten der eigenen Kultur.

Alliierter Kontrollrat
der Alliierte Kontrollrat war nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs das oberste Regierungsorgan der Besatzungsmächte in Deutschland und bestand aus den vier Oberbefehlshabern der Besatzungsarmeen. Er trat am 30. Juli 1945 erstmalig zusammen. Die im Potsdamer Abkommen festgelegten Ziele wurden vom Alliierten Kontrollrat in Proklamationen, Gesetzen und Befehlen umgesetzt, die dann in den jeweiligen Besatzungszonen durchgeführt werden sollten.

Anatolien
Region im Gebiet der heutigen Türkei. Begrenzt wird Anatolien im Norden durch das Schwarze Meer, im Süden und Westen durch die Ägäis und das östliche Mittelmeer, im Osten durch den Azerischen Kaukasus. Historisch war Anatolien durch eine Vielfalt verschiedener ethnischer Gruppen gekennzeichnet, so Türken, Kurden, Griechen, Armenier usw.

Antisemitismus
Ideologie der Judenfeindschaft, wörtlich Haltung, die sich gegen die Semiten (einen der alttestamentarischen jüdischen Stämme) richtet. Vorläufer ist der (meist religiös motivierte) Anti-Judaismus des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Der Antisemitismus entwickelte sich im 19. Jahrhundert in Europa zu einer politischen Ideologie, die dem Streben der Juden nach Gleichberechtigung und Anerkennung (Emanzipation) entgegengesetzt war. Zu unterscheiden sind der politische, der kulturelle, der religiöse und der rassische Antisemitismus. Letzterer bildete sich seit dem späten 19. Jahrhundert heraus und zielte auf die Ausgrenzung der Juden, da man sie für biologisch und genetisch anders bzw. minderwertig hielt. Seinen Höhepunkt erlebte der Antisemitismus in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit dem Nationalsozialismus und der Vernichtung von ca. sechs Millionen europäischen Juden im Holocaust.

Assimilation
wörtlich Anpassung bzw. Gleichmachung. Vorgang, der darauf zielt, eine (ethnische) Gruppe, meist eine (ethnische) Minderheit, an die Mehrheit anzugleichen und dazu zu bringen, ihre Eigenarten und Besonderheiten aufzugeben. Assimilation kann freiwillig oder aber durch staatlichen Zwang erfolgen. Politische Mittel zur Zwangsassimilation sind z.B. das Verbot von Minderheitenschulen, Medien oder kulturellen Einrichtungen der Minderheiten. Assimilierung bezeichnet den Vorgang der Anpassung, während Assimilation den Endzustand dieses Vorgangs benennt.

Aussiedler bzw. Spätaussiedler
Angehörige jener deutschen Minderheiten in Ostmittel- und Osteuropa bzw. Zentralasien, die 1945 bis 1949 nicht vertrieben wurden und seit 1950 als Einwanderer in die Bundesrepublik Deutschland gelangten. Die gesetzliche Grundlage für diese Form ethnischer Migration bilden das Bundesvertriebenengesetz in Verbindung mit Artikel 116 Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Seit 1993 regelt das Kriegsfolgenbereinigungsgesetz die Zuwanderung von Spätaussiedlern nach Deutschland. Hauptherkunftsländer für Aussiedler waren seit 1950 Polen, Rumänien und die Sowjetunion bzw. deren Nachfolgestaaten (insbesondere die Russische Föderation und Kasachstan).

Auswanderung
das dauerhafte oder vorübergehende Verlassen eines Landes bzw. Nationalstaats.

Asyl
das Wort Asyl entstammt dem Altgriechischen: asylos. Es bedeutet wörtlich „das, was nicht ergriffen werden kann“. In diesem Sinne umschließt der Begriff zwei ursprüngliche Bedeutungen: Zum einen den vor Verfolgung Schutz Suchenden selbst, also die Person, die nicht ergriffen werden darf, zum anderen aber den unverletzlichen Ort, die Zufluchtsstätte, an der eine Person vor Verfolgung sicher ist.

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B)

Bairam
Fest des Fastenbrechens am Ende des Ramadans.

Balag
Lemberger Dialekt.

Balkankriege (1912/13)
kriegerische Auseinandersetzung um die politische und territoriale Vorherrschaft in Südosteuropa in den Jahren 1912/13. Im ersten Balkankrieg besiegten Serbien, Montenegro und Griechenland das Osmanische Reich/die Türkei und erzielten territoriale Gewinne, im Londoner Frieden (Mai 1913) musste die Türkei in die Abtretung fast ihres gesamten europäischen Gebietes einwilligen.
Im zweiten Balkankrieg führten die Sieger (unter Beteiligung Rumäniens) gegeneinander Krieg, da sie sich nicht über die Aufteilung der im ersten Balkankrieg erzielten Landgewinne einigen konnten. Insbesondere entbrannte ein Streit um Mazedonien, das von allen Ländern gleichermaßen beansprucht wurde. Bulgarien war der große Verlierer dieses Krieges. Serbien, Griechenland und Rumänien erzielten territoriale Gewinne, u.a. fielen Saloniki und ein Teil Mazedoniens sowie die Insel Kreta an Griechenland.

Batiar (batiary im Plural)
Lemberger Jungen aus dem Arbeitermilieu. Viele von ihnen kämpften im polnischen Widerstand und für die Heimatarmee. Nach dem Fremdwörterbuch: veralteter Ausdruck im Lemberger Dialekt für Lausbub, Gassenjunge, Früchtchen; stammt aus dem Ungarischen: betyár – Landstreicher.

Benes-Dekrete
im Jahr 1946 von Edvard Benes (tschechoslowakischer Politiker, 1888–1948) erlassen. Diese Dekrete ermöglichten die entschädigungslose Enteignung und Vertreibung der Sudeten- und Karpatendeutschen sowie eines Teils der Ungarn aus der Tschechoslowakei.

Bevölkerungsaustausch
gegenseitiger Austausch von Angehörigen ethnischer Gruppen zwischen zwei Nationalstaaten, denen jeweils eine Minderheitsbevölkerung des anderen Staates angehört. Ziel des Bevölkerungsaustausches ist es, auf geregelte Art und Weise zur Einheitlichkeit der nationalstaatlichen Bevölkerung beizutragen. Dahinter steht die Idee, dass eine homogene, nationale Bevölkerungsstruktur stabiler ist, da die Grundlage für ethnische Konflikte beseitigt wird.

Binnenvertriebene (internally displaced persons)
Personen, die infolge von bewaffneten Konflikten, Gewalt, Menschenrechtsverletzungen, Naturkatastrophen gezwungen oder genötigt sind, ihre Heimat oder ihren Wohnort zu verlassen, ohne eine Staatsgrenze zu überschreiten. Diese Personen befinden sich in einer Flüchtlingen ähnlichen Situation. Sie fallen aber nicht unter die Definition der Genfer Flüchtlingskonvention und haben deshalb keinen Anspruch auf den Schutz der internationalen Gemeinschaft.

Bosnien und Herzegowina
Staat, der nach Beendigung des Krieges auf dem Balkan aus dem Zerfall Jugoslawiens hervorgegangen ist. Nach den Verfassungsgrundsätzen, die im Annex 4 des Friedensvertrages von Dayton von 1995 festgelegt sind, ist Bosnien und Herzegowina eine unabhängige, demokratische förderative Republik. Sie ist unterteilt in zwei relativ eigenständige Gebietseinheiten, die bosniakisch-kroatische Förderation B. u. H. (Abkürzung FBiH) und die Serbische Republik (Republika Srpska, Abkürzung RS). Die Zentralgewalt ist vor allem für die Außenpolitik, den Außenhandel, die Geldpolitik und die Angelegenheiten von Staatsangehörigkeit sowie Ein- bzw. Auswanderung zuständig.

Bosnjak
„Bosniake“, unter der Herrschaft der Habsburger verwendeter Begriff, der seit Mitte der 1990er Jahre wieder Verwendung für jene Bosnier fand, die sich weder als Kroaten noch als Serben definierten.

Breslau
Stadt in Schlesien, sie war die größte östlichste Stadt Preußens. Im Zuge der Westverschiebung Polens im Jahre 1945 wurde Breslau unter dem neuen Namen Wroclaw eine polnische Stadt. Die deutsche Bevölkerung wurde vertrieben und durch Polen ersetzt, die zum Großteil selbst aus Ostpolen umgesiedelt worden waren.

Bund der Vertriebenen
bei dem „Bund der Vertriebenen – Vereinigte Landsmannschaften und Landesverbände“ (BdV) handelt es sich um die mitgliederstärkste Organisation der Vertriebenen in der Bundesrepublik Deutschland. Er ist der Dachverband einer Vielzahl von so genannten „Landsmannschaften“ und finanziert sich vornehmlich aus Bundesmitteln, d.h. Steuergeldern. Der BdV ist aus dem „Zentralverband der vertriebenen Deutschen“ (ZvD) hervorgegangen, der 1949 gegründet wurde.

Bundesvertriebenengesetz
im Jahr 1952 in der Bundesrepublik Deutschland erlassenes Gesetz, das die Anerkennung der Flüchtlinge und Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten und aus Ostmittel- bzw. Osteuropa regelte. Flüchtlingen und Vertriebenen wurde auf Grund des Bundesvertriebenengesetzes ein spezieller Status zuerkannt (Vertriebenenausweis A und B), der zu bestimmten Leistungen berechtigte. Flüchtlinge aus der SBZ/DDR wurden durch die Einführung eines Vertriebenenausweises C in das Gesetz eingeschlossen.

(Bürger-)Kriegsflüchtlinge
Kriegs- und Bürgerkriegsflüchtlinge sind Personen, die wegen Krieg oder Kriegsgefahr (u.a. gezielte Vertreibung, direkte Auswirkungen der Kampfhandlungen, Übergriffe der Kriegsparteien) ihre Heimat verlassen mussten. Kriegs- und Bürgerkriegsflüchtlinge sind i.d.R. keine Flüchtlinge im Sinne der Genfer Flüchtlingskonvention. Voraussetzung für die Zuerkennung des Flüchtlingsstatus’ ist laut Genfer Flüchtlingskonvention die Verfolgung des Einzelnen durch den Staat. Eine Kriegs- oder Bürgerkriegssituation an sich stellt keine staatliche Verfolgung dar. Auf Grund gesonderter Regelungen wurden in Europa insgesamt mehr als 700.000 Bürgerkriegsflüchtlinge aus Bosnien aufgenommen, davon fast die Hälfte in Deutschland.

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C)
Keine Einträge
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D)

Deportation
zwangsweise Umsiedlung von Individuen oder Gruppen innerhalb eines Staates.

Diaspora
der griechische Begriff Diaspora bedeutet wörtlich ‘Zerstreuung’. Er wurde erstmals im griechischen Altertum benutzt, um das Exil der ägäischen Bevölkerung zu bezeichnen. Auf Hebräisch heißt der entsprechende Begriff galut und charakterisierte die Zerstreuung der Juden zur Zeit des Babylonischen Exils. Seit der römischen Zeit wurde der Begriff mehr und mehr mit der Zerstreuung der Juden in der Welt in Verbindung gebracht. Die jüdische Geschichte wurde bestimmend für die Definition des Begriffes. Zu Bestimmungskriterien wurden: die Zwangsvertreibung einer Bevölkerung als Folge einer Katastrophe; die Zerstreuung dieser Bevölkerung über verschiedene Territorien, Länder oder sogar Kontinente; eine gemeinsame Erinnerung an die Katastrophe, die zur Zerstreuung führte; und die Absicht und Bereitschaft, die Existenz der Gruppe über Generationen hinweg aufrechtzuerhalten. In jüngerer Zeit wurde der Begriff auch auf andere verstreute Minderheitengruppen übertragen. Somit wurde er zu einem weit verbreiteten Konzept, das heute auch Einwanderer einschließt, so z.B. die irische oder chinesische Diaspora in den USA.

Displaced Persons (DPs)
während des Zweiten Weltkrieges heimatlos gewordene Menschen. Der Begriff umfasst insbesondere nach Deutschland verschleppte Zwangsarbeiter, meist aus Ostmittel- und Osteuropa, die Überlebenden der Konzentrationslager und aus ihren Heimatländern geflüchtete oder vertriebene Menschen. Für die Unterbringung in Lagern und die Vorbereitung der Repatriierung der DPs waren die alliierten Besatzungsmächte und die UNRRA zuständig.

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E)

Emigration

siehe Auswanderung.

Erster Weltkrieg
erster moderner Krieg in Europa, der vom August 1914 bis zum November 1918 andauerte. Erstmals wurden dabei Massenvernichtungswaffen (chemische und biologische Waffen, insbesondere Giftgas) und modernste Technik (Panzer, Flugzeuge) eingesetzt, die Zivilbevölkerung wurde systematisch in den Krieg einbezogen bzw. massenhaft mobilisiert. Der Erste Weltkrieg wurde durch das tödliche Attentat auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand in Sarajewo am 28. Juni 1914 ausgelöst.
Im Krieg standen die Mittelmächte (Deutschland, Österreich-Ungarn) sowie ihre Verbündeten (Bulgarien, Osmanisches Reich) gegen die Westmächte (England, Frankreich), das Russische Zarenreich und ab 1917 auch die Vereinigten Staaten.
Der Erste Weltkrieg ist als Ur-Katastrophe Europas (George Kennan) bezeichnet worden. Er bedeutete das Ende des alteuropäischen Staatensystems, führte zur Auflösung der Vielvölkerreiche (Donaumonarchie, Osmanisches Reich, Russisches Zarenreich und zum Teil auch das Deutsche Kaiserreich) und zur Durchsetzung des Nationalstaatsprinzips. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs kam es in Europa zur Schaffung zahlreicher neuer Nationalstaaten (Estland, Lettland, Litauen, Polen, Deutsch-Österreich, Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien bzw. Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen) bzw. zur territorialen Vergrößerung schon bestehender Staaten (Belgien, Dänemark, Frankreich, Italien, Griechenland, Rumänien) auf Kosten der vormals existenten größeren Vielvölkerstaaten. Die Errichtung neuer Nationalstaaten hatte zur Folge, dass zahlreiche neue Minderheiten geschaffen wurden, die neues Konfliktpotential bildeten (z.B. zwischen Deutschland und Polen oder zwischen Ungarn und der Tschechoslowakei).

Ethnie
griechisch: Volk, Stamm. Menschengruppe mit gemeinsamen Merkmalen, dem Bewusstsein einer gemeinsamen Herkunft und einem Gefühl der Zusammengehörigkeit (Wir-Gefühl). Diese Gemeinsamkeit gründet in der Regel auf der Vorstellung, gleicher Abstammung zu sein, oder der Überzeugung, ethnokulturelle Gemeinsamkeiten (Sprache, Bräuche, Sitten, Kultur) zu haben.

ethnische Entmischung (ethnic unmixing)
Trennung ethnischer Gruppen, die zuvor gemeinsam in ethnisch gemischten Gebieten lebten. Dies kann durch Assimilation, Bevölkerungsaustausch, Grenzänderungen bzw. Trennung in unterschiedliche Gebiete, Auswanderung, Flucht, Vertreibung, Umsiedlung, aber auch durch Völkermord bewirkt werden.

ethnische Homogenisierung
Vereinheitlichung einer zuvor ethnisch gemischten Bevölkerung in eine ethnisch einheitliche.

ethnische Minderheit
siehe Ethnie und Minderheit.

ethnische Säuberung
verharmlosende Bezeichnung für die gewaltsame Entfernung einer ethnischen oder anderweitig ausgezeichneten Gruppe aus einer Region. Der Ausdruck wurde in der Propagandasprache der serbischen Führung des seit 1990 zerfallenden jugoslawischen Staates verwendet. Obwohl er 1992 zum Unwort des Jahres erklärt wurde, ist er allgemein für Vertreibung und Völkermord in Bosnien gebräuchlich. Der Begriff hat allerdings eine längere Geschichte und wurde bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts von Tschechen (oysta), Polen (oczyszczanie), Deutschen (Säuberung) und Franzosen (purification) verwendet.

ethnischer Konflikt
Konflikt zwischen zwei ethnischen Gruppen, der sich auf die Überzeugung gründet, das er durch die ethnischen bzw. ethnokulturellen Unterschiede zwischen den beiden Gruppen ausgelöst wird.

Exil
Verbannung von bzw. Verbannungsort für Personen. Ursprünglich galt im Alten Rom das Exil als Möglichkeit, sich freiwillig einer Strafe zu entziehen, indem man das Stadtgebiet bzw. das Hoheitsgebiet des Gerichts verließ. Später wurde das Exil zu einer regulären gesetzlichen Strafe. In moderner Zeit hat der Begriff die Bedeutung von Deportation, aber auch von Zwangsmigration angenommen und bezeichnet nun die gewaltsame und dauerhafte Entfernung einer Person von ihrem Aufenthaltsort.

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F)

Flüchtling

gemäß Genfer Flüchtlingskonvention ist ein Flüchtling eine Person, „die aus begründeter Furcht vor Verfolgung wegen ihrer Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeugung sich außerhalb des Landes befindet, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzt und den Schutz dieses Landes nicht in Anspruch nehmen kann oder wegen dieser Befürchtung nicht in Anspruch nehmen will“.

Friedensabkommen von Dayton
auf der Bosnienkonferenz in Dayton/Ohio wurden unter Vermittlung der USA Vereinbarungen über den Friedensschluss (14. Dezember 1995) in Bosnien und Herzegowina getroffen. Zentral war insbesondere die internationale Anerkennung Bosnien-Herzegowinas als einheitlicher zweigeteilter Staat, mit Sarajewo als ungeteilter Hauptstadt und Sitz der Zentralregierung. Ferner wurde die territoriale Zuordnung, die Verfassungsgrundsätze, das Rückkehrrecht von Flüchtlingen und Vertriebenen, die Freizügigkeit und die Durchführung von Wahlen geregelt.

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G)

Galizien
nördliches Karpatenvorland zwischen der oberen Weichsel und der Bukowina.

Generalgouvernement
ein Teil der von der deutschen Wehrmacht besetzten Gebiete Westpolens wurden am 12. Oktober 1939 zum „Generalgouvernement für die besetzten polnischen Gebiete“ erklärt. Unter dem Generalgouverneur Hans Frank begann eine brutale Besatzungspolitik. Spezielle „Einsatzgruppen“ verfolgten und liquidierten die polnische Führungsschicht, die jüdische Bevölkerung Polens wurde in Ghettos zusammengetrieben.

Generalplan Ost
nationalsozialistischer Plan für die Länder Osteuropas, wonach 80 bis 85 Prozent der Polen, 64 Prozent der Bevölkerung der Westukraine und 75 Prozent der Bevölkerung Weißrusslands in die von Nazi-Deutschland besetzten Gebiete umgesiedelt werden sollten. Die verbliebenen Personen sollten germanisiert oder ermordet werden. Geplant war, als Ersatz innerhalb eines Jahrzehnts vier Millionen, innerhalb von 20 Jahren 10 Millionen Deutsche in diesen Gebieten anzusiedeln.

Genfer Flüchtlingskonvention
„Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge“ vom 28. Juli 1951, das am 1. Januar 1954 in Kraft trat. Die Genfer Flüchtlingskonvention legt den Personenkreis der Flüchtlinge fest. Ein Flüchtling ist eine Person, „die wegen ihrer Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeugung sich außerhalb des Landes befindet, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzt, und den Schutz dieses Landes nicht in Anspruch nehmen kann oder wegen dieser Befürchtungen nicht in Anspruch nehmen will ...“ (Art.1,2)
Die Flüchtlingskonvention beinhaltet darüber hinaus Regelungen zum gesamten Lebensbereich von Flüchtlingen wie z.B. rechtlicher Status, Arbeit, Unterhalt. Insbesondere soll die Konvention Flüchtlinge vor willkürlichen Ausweisungen bzw. Abschiebungen schützen.

Genozid
Völkermord bzw. systematische Vernichtung eines Volkes oder einer Volksgruppe, in der Regel durch staatliche Gewalt. Der Begriff wurde 1944 durch den Juristen Raphael Lemkin in seinem Buch „Axis Rule in Occupied Europe“ geprägt. Im Jahr 1948 wurde diese Definition Bestandteil der UN-Völkerrechtsdeklaration. Das bekannteste Beispiel eines Genozids ist der Holocaust an den europäischen Juden. Der erste Völkermord in Europa ereignete sich bereits im Jahr 1915, als die Armenier im Osmanischen Reich vernichtet wurden. Für dieses Ereignis ist der Begriff allerdings bis heute strittig.

Germanisierung
Bezeichnung für die Zwangsmigration slawischer Völker aus ihrer Heimat in Ostmittel- und Osteuropa. Verbunden damit war die Ansiedlung von Deutschen an ihrer Stelle und die Eindeutschung von Angehörigen fremder Völker, soweit sie nach Ansicht der Nationalsozialisten „rassisch einen wertvollen Bevölkerungszuwachs“ bedeuteten.

Gräzisierung
wörtlich, Griechisierung, freiwillige oder zwangsweise Angleichung der nicht griechischen Bevölkerung an die griechische Kultur und Sprache, siehe auch Assimilation.

 

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H)

„Heim-ins-Reich“-Aktion

auf Grund von Verträgen mit der UdSSR begann von 1939 bis 1944 unter dem Namen „Heim-ins-Reich“ die Umsiedlung deutscher Minderheiten ins Deutsche Reich.

Hitler-Stalin-Pakt
der als „Hitler-Stalin-Pakt“ bekannte deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt wurde am 23. August 1939 in Anwesenheit Josef Stalins vom deutschen Außenminister Joachim von Ribbentrop und dem Vorsitzenden des Rates der Volkskommissare und Kommissar für Äußeres Wjatscheslaw M. Molotow in Moskau unterzeichnet. Einerseits stand der Nichtangriffspakt im Widerspruch zur Entschlossenheit Nazi-Deutschlands, möglichst bald einen Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion zu führen. Andererseits ermöglichte der Pakt den Überfall Deutschlands und der UdSSR auf Polen, mit dem am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg entfesselt wurde. Der Vertrag enthielt ein geheimes Zusatzprotokoll, das die Aufteilung Polens zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion regelte. Auch die Baltischen Staaten, Bessarabien und Finnland wurden den jeweiligen Interessensphären der Vertragspartner zugeteilt.

Holocaust
griechisch, wörtlich Brandopfer; Bezeichnung für die Vernichtung und systematische, fabrikmäßige Ermordung von Menschen in Konzentrations- und Vernichtungslagern während des Zweiten Weltkriegs durch das nationalsozialistische Deutschland und seine Helfer. Der Holocaust, die Verfolgung und Ermordung auf Grund rassistischer Politik, betraf vor allem die europäischen Juden, aber auch Roma und Sinti (Zigeuner).


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I)

IFOR
Implementation Force, von der NATO im Dezember 1995 in Bosnien und Herzegowina eingesetzte Truppen, die die Durchführung der Bestimmung des Dayton-Abkommens überwachten.

Ikone
in der Regel auf Holz gemaltes oder gefertigtes Heiligenbild, das im orthodoxen Ritus (also bei orthodoxen Christen in Bulgarien, Griechenland, Rumänien, Serbien, Russland, der Ukraine usw.) besondere Verbreitung und Verehrung genießt.

Integration
Eingliederung bzw. Einbeziehung von anderen oder fremden Personen in eine Gruppe oder eine Gesellschaft. Der Begriff kann sich auf jegliche Art von Außenseitern oder Fremden oder - allgemeiner gesagt - Minderheiten beziehen (z.B. Integration von Behinderten, Integration von Straffälligen, Integration von Personen mit anderen Wert- und Moralvorstellungen). Häufig wird Integration heute im Zusammenhang mit Einwanderern und ihrer Einbeziehung in die Gesellschaft des Aufnahmelandes verwendet. Integration heißt in diesem Zusammenhang gleichberechtigte Teilhabe (gleiche Rechte) bei Wahrung der eigenen Identität, Religion und Kultur (keine Assimilierung). Die Integration von Migranten setzt einen Integrationswillen der Einwanderer und die Aufnahmebereitschaft des Aufnahmelandes voraus. Der Erwerb der Staatsangehörigkeit des Aufnahmelandes, die Mitwirkung in Parteien, Vereinen oder Verbänden des Einwanderungslandes oder aber die Heirat mit Einheimischen können z.B. Kriterien für die Integration von Migranten sein.

Irredenta
Bewegung, die auf Abspaltung eines Gebiets von einem bestehenden Staat gerichtet ist, um einen eigenen Staat zu gründen. Oft ist dies im Fall von Minderheitenkonflikten der Fall, wenn sich eine ethnische Minderheit aus dem (National-)Staat herauslösen möchte, in dem sie bislang lebte.

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J)

Jalta-Konferenz
vom 4. bis 11. Februar 1945 wurde in Jalta, einer Hafenstadt in der Ukraine, die Nachkriegsordnung für Europa ausgehandelt, die im Wesentlichen von den Einflusssphären der Alliierten (Großbritannien, USA und Sowjetunion) bestimmt war. Beschlossen wurden u.a. der endgültige Verlauf der polnischen Ostgrenze, die Westverschiebung Polens und damit die massenhafte Vertreibung von Bevölkerungen. Nach der Konferenz begannen die Umsiedlungen der polnischen Bevölkerung aus den polnischen Ostgebieten.

Jugoslawienkrieg
Kriege im zerfallenden Staat Jugoslawien in den 1990er Jahren. Die ethnischen Konflikte und kriegerischen Auseinandersetzungen im Vielvölkerstaat Jugoslawien wurden maßgeblich durch das serbische Vormachtstreben ausgelöst. Seit Anfang der 1990er Jahre lösten sich alle sechs Republiken des ehemaligen föderativen Jugoslawien auf und wurden zu selbstständigen Staaten. 1991 erklärte Slowenien seine Unabhängigkeit, es folgten Kroatien (1992), Bosnien und Herzegowina (1995) sowie, unter UN-Schutz in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre, Makedonien, Montenegro und die autonome Republik Kosovo. Der Krieg in Jugoslawien war bereits der sechste Krieg auf dem Balkan im 20. Jahrhundert.

Jugoslawien-Tribunal
das vom UN-Sicherheitsrat 1993 geschaffene Jugoslawien-Tribunal mit Sitz in Den Haag/Niederlande ist zuständig für die strafrechtliche Ahndung von Genozid, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen, die auf dem Gebiet des früheren Jugoslawiens begangen wurden.

Jungtürken
politisch-revolutionäre Bewegung im Osmanischen Reich seit dem 19. Jahrhundert. Die Jungtürken wandten sich gegen das verkrustete System des Sultans, wollten es abschaffen und in einen modernen Verfassungsstaat umwandeln. Im Jahr 1876 bildeten die Jungtürken eine eigene Partei, in den Jahren 1908 bis 1918 gelangten sie erstmals an die Macht. Aus der jungtürkischen Partei ging der Gründer der modernen Türkei Mustafa Kemal Atatürk hervor.

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K)

Kadi
Richter in islamischen Ländern.

Kleinasien
anderer Begriff für Anatolien, also der asiatischen Halbinsel zwischen Schwarzem Meer und Mittelmeer, die den Großteil der heutigen Türkei ausmacht. Die genaue geografische Definition ist vage.

Kleinasiatische Katastrophe
Bezeichnung in Griechenland für die Umsiedlung der griechischen Bevölkerung aus Kleinasien nach Griechenland in den frühen 1920er Jahren des 20. Jahrhunderts.

Koch, Erich
NSDAP-Politiker (1896-1986), NS-Gauleiter von Ostpreußen, 1941–1944 Reichskommissar für die Ukraine. Er war aktiv an der dortigen Unterdrückung der Bevölkerung und der Judenverfolgung beteiligt; ab 1949 war er in polnischer Haft, wurde 1959 zum Tode verurteilt und dann zu lebenslanger Haft begnadigt.

Kommunismus
politische Ideologie, die auf die Lehren der deutschen Philosophen Karl Marx und Friedrich Engels zurückgeht, daher auch Marxismus. Fortentwickelt wurde der Marxismus von Lenin zum Leninismus bzw. Bolschewismus. Der Kommunismus geht davon aus, dass sich Geschichte als Geschichte von Klassenkämpfen zwischen sozialen Gruppen vollzieht und einer historischen Logik bzw. Bestimmung (Determination) folgt. Die Entwicklung der Geschichte erfolgt gemäß dieser Lehre von der (klassenlosen) Urgesellschaft über die Feudalgesellschaft und den Kapitalismus hin zum Sozialismus (Vorstufe des Kommunismus) und schließlich zum Kommunismus, in dem alle Klassengegensätze aufgelöst sind. Der Marxismus-Leninismus gelangte 1917 in Russland mit der Oktoberrevolution an die Macht, nach 1945 verbreitete er sich in ganz Ostmitteleuropa. Mit dem Untergang der Sowjetunion verschwand der Kommunismus als bedeutende politische Herrschaftsform in Europa.

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L)

Lager, Konzentrationslager
Lager bezeichnet allgemein einen provisorischen Wohn- und Übernachtungssort. In Zusammenhang mit Flucht und Vertreibung spielen Lager als vorübergehende, notdürftige Unterbringung eine große Rolle. Der Aufenthalt dort kann von wenigen Tagen oder Wochen bis hin zu vielen Jahren reichen. Seit dem Zweiten Weltkrieg verbindet man ganz allgemein den Begriff Konzentrationslager mit Naziterror und mit den grausamen Methoden der willkürlichen Vernichtung von Menschenleben. Konzentrationslager (engl. concentration camps) sind jedoch viel älter. Konzentrationslager stellen Einrichtungen dar, um politische Gegner oder missliebige Menschen aus ethnischen, religiösen oder sozialen Gruppen widerrechtlich festzuhalten. Im Bosnienkrieg gab es eine Vielzahl von Lagern als Notunterkunft für Flüchtlinge und Vertriebene.

Landsmannschaften
Zusammenschluss von Personen gleicher regionaler, meist auch gleicher ethnischer Herkunft, die sich als Interessengruppe (Lobby) organisieren und artikulieren.

Lausanner Abkommen
Vertrag zwischen Griechenland und der Türkei vom 30. Januar 1923. Auf Grund des Lausanner Abkommens, das in Lausanne in der Schweiz unterzeichnet wurde, mussten die meisten muslimischen Türken Griechenland und die meisten christlich-orthodoxen Griechen Kleinasien verlassen. Der Austausch betraf ca. 1,3 Millionen Griechen und 350.000 bis 480.000 Türken. Die genauen Zahlen sind umstritten.

Lastenausgleich
materielle Entschädigung von Flüchtlingen und Vertriebenen in (West-)Deutschland auf Grund des Lastenausgleichgesetzes von 1952. Der Ausgleich betraf Schäden und Verluste infolge der Vertreibungen und Zerstörungen der Kriegs- und Nachkriegszeit sowie die Milderung von Härten, die infolge der Währungsreform eingetreten waren. Das Gesetz schuf die Grundlage dafür, dass ein Teil des verlorenen Eigentums und Vermögens der Vertriebenen durch Umverteilung des vorhandenen Volksvermögens ersetzt wurde. Zur Durchführung des Lastenausgleichs wurden Ausgleichsabgaben von der alteingesessenen Bevölkerung Westdeutschlands erhoben, eine groß angelegte Aktion staatlich verordneter nationaler Solidarität.

Lemberg
die einstige Hauptstadt Galiziens, die bis zum Jahre 1918 österreichisch. Nach dem Ersten Weltkrieg fiel Galizien an Polen und wurde nun als „Kleinpolen“ (Malopolska) bezeichnet. Im Jahr 1939 wurde Lemberg zunächst von der Sowjetunion besetzt und von 1941 bis 1944 dem deutschen Generalgouvernement Warschau zugeordnet. Im August 1944 wurden Lemberg und die ehemaligen Ostgebiete Polens (Galizien und Wolhynien) Teil der Ukrainischen SSR. Lemberg bekam den Namen Lvov. Mit der Unabhängigkeit der Ukraine im Jahr 1991 wurde die Stadt von Lvov in Lviv umbenannt.

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M)

Mazedonien
auch Makedonien. Historische Region, die die heutige Republik Mazedonien und den südlich angrenzenden Teil Nordgriechenlands umfasst. Mazedonien liegt am Nordwestrand des Ägäischen Meeres. Bedeutendste Stadt der Region ist Thessaloniki, das historische Saloniki. Im 19. Jahrhundert entstand in Mazedonien eine griechische Freiheits- und Unabhängigkeitsbewegung, die sich gegen die Osmanische Herrschaft richtete. Sie mündete in die Balkankriege 1912/13, die im Jahr 1913 zur Aufteilung Mazedoniens zwischen Bulgarien, Serbien und Griechenland führten. In den Balkankriegen kam es schon zu Umsiedlungen, insbesondere von Muslimen aus Mazedonien, die nach Kleinasien flüchteten bzw. deportiert wurden. Im Ersten Weltkrieg war die (strittige) Frage der Zugehörigkeit Mazedoniens entscheidend für den Eintritt Bulgariens in den Krieg. Bulgarien musste im Frieden von Neuilly, einem der Pariser Vorortverträge, alle mazedonischen Erwerbungen abtreten. Seitdem ist Mazedonien zweigeteilt. In den Jahren 1923/24 wurde die muslimische Bevölkerung Mazedoniens in die Türkei umgesiedelt. Mit dem Zerfall und der Auflösung des sozialistischen Staates Jugoslawien in den Jahren 1991/92 entstand ein eigener unabhängiger mazedonischer Nationalstaat, der den offiziellen Namen Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien trägt.

Megali-Idee
Großgriechenland-Idee. Gemäß dieser Vorstellung sollte der griechische Staat alle Territorien umfassen, in denen Griechen lebten. Dies wäre ein weitaus größeres Staatsgebilde gewesen, als je in der griechischen Geschichte existierte, da die Griechen über weite Teile Südosteuropas und rund um das Schwarze Meer siedelten. Von den benachbarten Staaten Griechenlands wurde die Megali-Idee als feindlich und imperial bekämpft, da sie die Existenz oder die Größe des eigenen Nationalstaats potenziell bedrohte. Die Megali-Idee findet ihre Entsprechung bei anderen Nationen und Völkern, z.B. in der Vorstellung eines Großdeutschlands, Großpolens, Großserbiens usw.

Metaxas (Regime)
Diktatur in Griechenland, die durch den General Ioannis Metaxas (1871-1914) im August 1936 errichtet wurde und bis zum April 1941 andauerte, als das Land von Nazi-Deutschland besetzt wurde.

Migration (vgl. auch Zwangsmigration)
wörtlich Wanderung, also das (räumliche) Überschreiten von Grenzen, seien diese international (Außengrenzen) oder national bzw. regional (Binnengrenzen). Migration kann auf eine begrenzte Zeit (temporäre Migration) oder auf Dauer (permanente Migration) stattfinden. Migration kann freiwillig oder unfreiwillig erfolgen. Von freiwilliger Migration spricht man, wenn Migranten aus eigenem Entschluss auswandern, von unfreiwilliger Migration dagegen, wenn ein Staat Einzelpersonen oder Gruppen ausweist.

Minderheit
Gruppe mit besonderen Merkmalen, die sie von der Mehrheit abheben und unterscheidbar machen. Diese Unterschiede können sich auf ethnische, religiöse, kulturelle oder soziale Gegebenheiten beziehen. Der Status der Minderheit ergibt sich aus dem Beziehungsgeflecht der Minderheit zur Mehrheit bzw. der gegenseitigen Zuschreibung von Eigenschaften und deren Wahrnehmung. Minderheiten bilden ein Zusammengehörigkeitsgefühl aus, das darauf abzielt, ihre Identität als eigenständige soziale Gruppe zu bewahren. Oftmals unterliegen Minderheiten einer negativen Bewertung und Ausgrenzung durch die Mehrheit, also Diskriminierung, in extremen Fällen auch Verfolgung, Vertreibung oder der Bedrohung von Leib und Leben.

Münchner Abkommen
nach dem reibungslos verlaufenen „Anschluss“ Österreichs an Nazi-Deutschland am 12. März 1938 forderte Hitler von der Tschechoslowakei die Abtretung des mehrheitlich von Deutschen besiedelten Sudetenlandes an das Deutsche Reich. Um einen anstehenden Krieg zu verhindern und den Frieden in Europa zu sichern, trafen sich auf Initiative des britischen Premierministers Arthur Neville Chamberlain der italienische Diktator Benito Mussolini, der französische Premierminister Edouard Daladier und Adolf Hitler in München. Am 30. September 1938 unterzeichneten sie das Münchner Abkommen, das die Tschechoslowakei verpflichtete, ab dem 1. Oktober 1938 das Sudetenland zu räumen.

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N)

Nation
aus dem Lateinischen natio = Geburt, Gattung, Klasse, Sippschaft. Begriff, der sich seit dem späten 18. Jahrhundert für die Bevölkerung der entstehenden Nationalstaaten herausbildete. Diese nationale Bevölkerung sollte dadurch gekennzeichnet sein, dass sie eine Einheit bildete oder bilden wollte, die die sozialen oder sonstigen Unterschiede als zweitrangig erachtete. Die Nation wurde in der modernen Welt zur erfolgreichsten und am stärksten verbreiteten Form der Vergesellschaftung, d.h. der Bildung sozialer Großgruppen aus Einzelpersonen (Individuen) und ihrer Herrschaftsformen. Das Herrschaftsgebiet der Nation ist der Nationalstaat, also jenes Territorium, das (vorwiegend) von der Nation bewohnt wird, sozusagen ihr politisches Eigentum bildet (siehe auch Volk, Nationalismus).

Nationalismus
politische Ideologie, die darauf gründet, dass die eigene Nation anderen überlegen ist. Ursprünglich, d.h. in seiner Entstehungszeit am Ende des 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, war der Nationalismus eine emanzipatorische (= freiheitliche oder befreiende) Idee, die darauf zielte, die alte Feudalherrschaft (= Herrschaft des Adels) zu überwinden und die politische Herrschaft auf die Basis der Souveränität des gesamten Volkes zu gründen sowie den Zusammenschluss des Volkes in einem (selbst verwalteten und demokratischen) Staat anzustreben.

Nationalsozialismus
Ideologie und Herrschaftsform, die in den Jahren 1933 bis 1945 („Drittes Reich“) in Deutschland vorherrschte. Der Nationalsozialismus geht zurück auf Adolf Hitler und dessen Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP). Die Grundsätze dieser Ideologie wurden erstmals im Jahr 1924 in Hitlers Buch „Mein Kampf“ entwickelt. Zu den Merkmalen des Nationalsozialismus gehören die Ablehnung des Liberalismus und der Demokratie und die Durchsetzung des Führerprinzips (ungleiche Gewaltenteilung). Kennzeichnend für den Nationalsozialismus war insbesondere ein rassistisches Weltbild, das sich vor allem gegen Juden (Antisemitismus), aber auch gegen die slawische Bevölkerung Europas (Polen, Tschechen, Russen, Ukrainer usw.) richtete.

NKWD (Narodny Komissariat Wnutrennich Del)
Volkskommissariat des Inneren der UdSSR, sowjetische Geheimpolizei, die 1917 gegründet wurde und nach Stalins Tod im Jahre 1953 zum KGB umgewandelt wurde.

NSZ (Narodowe Sily Zbrojne)
nationale polnische Armee, die seit 1942 Teil der polnischen Widerstandsbewegung war.

 

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O)

Ostpolitik

Politik, die auf Ausgleich mit den sozialistischen Ländern des 'Ostblocks' von westdeutscher Seite aus setzte und den Dialog („Wandel durch Annäherung“) suchte. Geistige Schöpfer dieser Politik waren Bundeskanzler Willy Brandt (1969–1974), Bundesaußenminister Walter Scheel und Egon Bahr. Sie setzten diese Politik in einer Reihe bilateraler Verträge mit den sozialistischen Staaten Ostmittel- und Osteuropas (Sowjetunion, Polen, DDR, Tschechoslowakei) durch. Die Ostpolitik zielte auf die Anerkennung des Status quo im Kalten Krieg und die langsame Wandlung dieses Status' durch Politik und Diplomatie. Sie war innerhalb der Bundesrepublik umstritten, wurde insbesondere von den Vertriebenenorganisationen (Bund der Vertriebenen, Landsmannschaften) bekämpft, da diese ihre Ansprüche (Heimatrecht) gefährdet sahen.

OSZE
Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa. Die OSZE mit Hauptsitz in Wien geht auf die 1973 erstmals tagende Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) zurück. Die KSZE engagierte sich insbesondere für die Annäherung zwischen Ost und West und für die Durchsetzung von Menschenrechten in Osteuropa.
Nach dem Ende des Ost-West-Gegensatzes wurde die KSZE im Jahr 1994 in eine permanente Organisation, die OSZE, umgewandelt. Ihre Hauptaufgabe ist neben der wirtschaftlichen Hilfe vor allem die Unterstützung bei der Etablierung und Durchsetzung demokratischer Strukturen, z.B. durch Wahlbeobachtung, Berater und Vermittlungsmissionen. In Bosnien und Herzegowina spielt die OSZE eine wichtige Rolle bei der Umsetzung des Friedensvertrages von Dayton.

Osmanisches Reich
das türkische Reich, das nach seinem Gründer Osman I. (1288–1326) benannt wurde. Es umfasste die heutige Türkei, Teile des Nahen Ostens und Teile Südost- und Ostmitteleuropas. Das Osmanische Reich war ein Vielvölkerstaat, der seit dem 19. Jahrhundert mit dem Aufkommen des Nationalismus zunehmend vom Zerfall bedroht war. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs endete die Geschichte des Osmanischen Reiches. Es gingen verschiedene Nachfolgestaaten aus dem Osmanischen Reich hervor, u.a. die Republik Türkei. Teile des Osmanischen Territoriums fielen an andere Nationalstaaten (z.B. an Griechenland).

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P)

Pariser Vorortverträge (Neuilly, Sèvres, St. Germain, Trianon, Versailles)

Friedensverträge, die den Ersten Weltkrieg offiziell beendeten. Sie wurden von den Siegermächten mit den unterlegenen Staaten abgeschlossen. Die Verträge wurden nach den Pariser Vororten benannt, in denen sie 1919/20 ausgehandelt und unterzeichnet wurden. Der Vertrag von Sèvres wurde mit der Türkei abgeschlossen, der Versailler Vertrag mit Deutschland, der Vertrag von Trianon mit Ungarn, der Vertrag von Neuilly mit Bulgarien und der Vertrag von St. Germain mit Deutsch-Österreich. Auf Grund der Verträge mussten die besiegten Länder Staatsgebiet und Bevölkerung an die Sieger bzw. an neu gegründete Nationalstaaten abtreten. Als Folge der Verträge kam es zu Rückwanderungen bzw. Zwangsmigrationen von Eliten und Regierungsangestellten aus den abgetretenen Gebieten in das „Mutterland“ (z.B. aus dem polnisch gewordenen Ostoberschlesien nach Deutschland oder aus Thrakien in die Türkei) . Die Verträge waren in den besiegten Staaten stark umstritten und wurden politisch bekämpft.

Polonisierung
freiwillige oder zwangsweise Angleichung nicht polnischer Bevölkerung an die polnische Kultur und Sprache, siehe auch Assimilation.

Pontos Region/Pontos Griechen
Region in der nördlichen Türkei, an der südlichen Küste des Schwarzen Meeres. Die Pontos Region grenzt im Osten an Armenien und Georgien. Seit dem griechischen Altertum (Hellenismus) hatte die Region eine bedeutende griechische Bevölkerung, die sich von der (des späteren) griechischen Nationalstaats in Kultur und Sprache unterschied. Die pontische Sprache, basiert auf dem Alt-Griechischen und unterscheidet sich vom Neuhochgriechischen. Die Pontier oder Pontos-Griechen bildeten einen Teil der Schwarzmeergriechen, die rund um das Schwarze Meer Landwirtschaft, vor allem aber Handel betrieben. Sie wurden in den Jahren 1922 bis 1924 vertrieben bzw. umgesiedelt. Die Umsiedlung ist bis heute ein strittiges Ereignis. Interessenvertreter der Pontos-Griechen bezeichnen sie als Genozid, an dem der türkische Staat Schuld trug.

Potsdamer Abkommen
am 2. August 1945 wurde in Potsdam die ethnische und territoriale Neuordnung Europas beschlossen: Polen und Deutschland verloren durch die Beschlüsse der Alliierten ihre Ostgebiete. Die sich bereits in vollem Gang befindenden massenhaften Bevölkerungsverschiebungen sollten kontrolliert, organisiert und legalisiert werden. Neben dem Beschluss zum „Transfer“ der deutschen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei, Polen und Ungarn ist v.a. die Festlegung der deutsch-polnischen Grenze von Bedeutung.

Prijedor
Stadt und Gebietseinheit in Bosnien und Herzegowina, die in der Serbischen Republik liegt.

PUR (Panstwowy Urzad Repatriacyjny)
polnisches Repatriationsamt, zuständig für die Umsiedlung der polnischen Bevölkerung aus Ostpolen in die neu besetzten Gebiete im Westen Polens bzw. in die ehemaligen deutschen Ostgebiete.

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Q)
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R)

Reichskommissariat
während des Zweiten Weltkrieg richtete das nationalsozialistische Deutschland zwei Reichskommissariate in den besetzten Ostgebieten ein. Dem Reichskommissariat „Ostland“ (Litauen, Lettland, Estland, Teile Weißrusslands; jedes dieser Gebiete bildete wiederum ein Generalkommissariat) stand der Reichskommissar Hinrich Lohse vor. Das Reichkommissariat Ukraine war dem Gauleiter von Ostpreußen Erich Koch unterstellt. In beiden Gebieten agierten mit Wissen der Zivilverwaltung und oftmals mit Unterstützung der ansässigen Bevölkerung die jeweiligen Einsatzgruppen (A und B in „Ostland“, C und D in „Ukraine“). Durch sie wurden die meisten Juden in diesen Gebieten bis 1943 ermordet. Im Reichkommissariat „Ostland“ bestanden vor allem Ghettos in Wilna, Kowno, Riga und Minsk.

Reintegration
Wiedereingliederung bzw. Wiedereinbeziehung einer Person in eine Gruppe oder einen Prozess, beispielsweise eines (Zwangs-)Migranten in die Gesellschaft seines Herkunftslandes oder eines nach einem Unfall behinderten Menschen in die Arbeitswelt. Ziel der Reintegration ist, die Betroffenen wieder in die Lage zu versetzen, sich selbst weiterhelfen zu können. Reintegrationsprogramme oder Wiederaufbauhilfen unterstützen Rückkehrer dabei, sich erneut in das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben des Herkunftslandes einzufinden.

Repatriierung
völkerrechtlicher Begriff, der die Rückführung von Personen, die sich außerhalb ihres Heimatstaates befinden, durch den Aufenthaltsstaat und Wiederaufnahme im Heimatstaat bezeichnet. Der Begriff wird vor allem im Zusammenhang mit Kriegsereignissen (Kriegsgefangene, Evakuierte) verwendet. Er ist völkerrechtlich in der Genfer Flüchtlingskonvention geregelt. Im weiteren Sinn kann er auch die Zurückholung von Personen oder Gruppen in das Vaterland (= Lateinisch patria, also den eigenen Nationalstaat, in dem die Nation lebt) bedeuten bzw. die Umsiedlung von Bevölkerungsteilen eigener ethnischer oder ethnisch ähnlicher Herkunft, die außerhalb des Nationalstaats leben.

Republika Srpska
Serbische Republik, die ab 1992 besteht und deren Existenz durch das Abkommen von Dayton 1995 besiegelt wurde. Sie ist einer der beiden Teile von Bosnien-Herzegowina.

Resnik
Flughafen in der Nähe von Split/Kroatien mit großem Flüchtlingslager während des Krieges in Bosnien-Herzegowina.

Riesengebirge
polnisch Karkonosze, das Riesengebirge ist ein Teilgebirge der Sudeten und bildet die Grenze zwischen Polen und Tschechien.

Rückkehrer
Person, die nach längerem Aufenthalt außerhalb ihrer Staatsgrenzen in ihre Heimat oder ihren alten Wohnort zurückkehrt.

Rumelien
geographischer Begriff für Mazedonien und Thrakien. Im Osmanischen Reich wurden die europäischen Gebiete der Türkei (außer Bosnien, Ungarn und die Pelopennes) als Rumelien bezeichnet
.

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S)

Sanski Most
Stadt in der bosniakisch-kroatische Förderation unweit von Prijedor, erste Station für viele frühe moslemische Rückkehrer aus Prijedor.

Schlesien
historisches Gebiet beiderseits der oberen und mittleren Oder, gegliedert in Oberschlesien und Niederschlesien; ehemals österreichische, ab 1763 zum größten Teil preußische Provinz. Hauptstadt und kultureller Mittelpunkt ist bis heute Breslau (polnisch Wroclaw). 1945 wurde Schlesien unter polnische Verwaltung gestellt (seit dem Jahr 1990 gehört es völkerrechtlich endgültig zu Polen).

SFOR
stabilization force in Bosnien auf Grund des Dayton-Abkommens (1995) ab Dezember 1996 eingesetzt. Die SFOR ist Nachfolgeorganisation der IFOR.

SLD (Sojusz Lewicy Demokratycznej)
Sozialdemokratische Partei, polnische regierende Partei seit 2001, Parteichef Leszek Miller.

Staatsangehörigkeit
rechtliche Zugehörigkeit zu einem Staat als Staatsbürger. Die Staatsangehörigkeit verleiht den Bürgern bürgerliche, politische und soziale Rechte gegenüber dem Staat, begründet aber auch die staatsbürgerlichen Pflichten, u.a. die Pflicht, Steuern zu entrichten.

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T)

Thrakien (West-Thrakien)
historische Landschaft Griechenlands, Bulgariens und der Türkei. Der westliche Teil Thrakiens liegt im heutigen nordöstlichen Teil Griechenlands. West-Thrakien kam im Jahr 1919 an Griechenland. Die Muslime West-Thrakiens, heuet ca. 120,000 Personen, wurden im Jahr 1923 durch das Lausanner Abkommen von der Umsiedlung in die Türkei ausgenommen.

Tito, Josip Broz
geboren 1892, seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges bis zu seinem Tod im Jahr 1980 Staatspräsident Jugoslawiens und Führer der kommunistischen Partei Jugoslawiens. Er verfolgte einen nationalen Weg des Kommunismus (Titoismus).

Trapezounta/Trabzon
Stadt an der südlichen Küste des Schwarzen Meeres, im nördlichen Teil der (heutigen) Türkei (Pontos-Region). Die Stadt war das kulturelle und politische Zentrum der Pontos-Griechen.

Tschetnik
ursprünglich serbischer, auch bulgarisch-makedonischer Freischärler gegen die Osmanische Herrschaft im 19. Jahrhundert; von 1941 bis 1945 Bezeichnung für die serbischen antikommunistisch und monarchisch gesonnenen Partisanen. Der Begriff wurde nach 1990 von serbischen Freischärlern wieder aufgegriffen.

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U)

UB (Urzad Bezpieczenstwa)
militärische Einheiten des polnischen Sicherheitsministeriums, die im Jahr 1944 gegründet wurden und bis 1956 bestanden. Die UB war für die Überwachung der und den Terror gegenüber den ehemaligen Soldaten der AK (Armia Krajowa – Heimatarmee) und der politischen und katholischen Opposition verantwortlich.

UPA (Ukrajinska powstanska armia)
ukrainische Aufstandsarmee: In der Zeit von 1943-53, kämpfte sie für die Unabhängigkeit der Ukraine, politisch untergeordnet der Organisation Ukrainischer Nationalisten.

UdSSR (Sowjetunion)
die UdSSR (Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken) oder die Sowjetunion war ein totalitäres, kommunistisches Regime, das von 1922 bis 1991 existierte. Die Politik von Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umgestaltung) des letzten Generalsekretärs der kommunistischen Einheitspartei KPdSU, Michail Gorbatschow, führte letztlich zum Zusammenbruch der Sowjetunion. Im Jahr 1991 erklärten die baltischen Unionsrepubliken als erste ihre Unabhängigkeit. Die zentralasiatischen und kaukasischen Republiken sowie Moldawien folgten ihrem Beispiel. Am 8. Dezember 1991 beschlossen die Staatsoberhäupter der drei letzten in der Union verbliebenen Republiken – der russischen, ukrainischen und weißrussischen – die offizielle Auflösung der Sowjetunion und gründeten gleichzeitig die Gemeinschaft unabhängiger Staaten GUS.

Ukrainische SSR
die Ukraine wurde im Jahre 1922 Sowjetrepublik der UdSSR. 1941 wurde die Ukrainische SSR durch deutsche Truppen besetzt und das Reichskommissariat Ukraine errichtet. Über 30.000 Juden wurden in der Schlucht von Babij Jar (Kiew) erschossen. Mehrere Millionen Ukrainer werden zur Zwangsarbeit in das Deutsche Reich deportiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Ostgalizien, Wolhynien, die Karpato-Ukraine, die Nordbukowina und der Südteil Bessarabiens der Ukrainischen SSR angegliedert, im Jahre 1954 auch die Krim. 1991 wurde die Ukraine unabhängig und Mitglied der GUS.

Umsiedlung
politisch gewollter und meist vertraglich geregelter Transfer von Bevölkerungsgruppen.

UNHCR United Nations High Commissioner of Refugees (dt. Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen)
im Jahr 1951 gegründete UN-Hilfsorganisation zum Schutz von Flüchtlingen und Staatenlosen. Das Amt untersteht der Vollversammlung der Vereinten Nationen, die das Mandat jeweils um fünf Jahre verlängert. Die Arbeit des UNHCR beruht insbesondere auf der Überwachung der Genfer Flüchtlingskonvention vom 28. Juli 1951 über die Rechtsstellung der Flüchtlinge. Während des Jugoslawienkriegs weitete sich das Aufgabengebiet des UNHCR auf humanitärem Gebiet stark aus.

UNPA
United Nations Protection Area, UN-Schutzzone, die während des Jugoslawienkrieges erstmals im Jahr 1992 in den serbisch besetzten Gebieten Kroatiens eingerichtet wurde.

UNPROFOR
United Nations Protection Force im Jugoslawienkrieg, Ende 1991 gegründet.

UNRRA
United Nations Relief and Rehabilitation Administration. Organisation der Vereinten Nationen zur Rückführung der Displaced Persons in ihre Heimatländer. Die UNRRA existierte vom 9. November 1943 bis zum 30. Juni 1947.

Ustascha
„Aufständiger“, Bezeichnung für Angehörige der faschistischen Bewegung in Kroatien. Der Begriff wurde ab dem Jahr 1929 gebraucht.

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V)


Verbrechen gegen die Menschlichkeit
der völkerrechtliche Straftatbestand „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ wurde juristisch erstmals 1948 zur Verfolgung der Nazi-Verbrechen definiert (Genozid). Diese Vorgehensweise war damals umstritten, da nach rechtsstaatlichen Prinzipien eigentlich nur Verbrechen verfolgt werden können, die nach dem Erlass des entsprechenden Gesetzes begangen wurden (nulla poena sine lege, keine Strafe ohne Gesetz). Seit 2002 besteht der Internationale Strafgerichtshof (ICC) in Den Haag als ständige Institution zur Verfolgung dieser Verbrechen. Der ICC berücksichtigt den oben genannten Rechtsgrundsatz und darf nur Straftaten verfolgen, die nach dem Inkrafttreten des internationalen Strafrechts begangen worden sind.

Vereinte Nationen
engl. United Nations Organisation, abgekürzt UN, im deutschen Sprachgebrauch oft UNO. Die UN sind ein zwischenstaatlicher Zusammenschluss fast aller Staaten der Erde. Hauptaufgaben und Ziele sind die Sicherung des Weltfriedens, die Einhaltung des Völkerrechts, die Förderung der internationalen Zusammenarbeit und der Schutz der Menschenrechte. Gegenwärtig gehören der UNO 191 Staaten an.

Vertreibung
mit Drohung oder Gewalt bewirkte Abwanderung von Bevölkerungsgruppen aus ihrer Heimat. Man unterscheidet zwischen organisierter und nicht organisierter, so genannter wilder, Vertreibung. Im Gegensatz zur vertraglich festgelegten Vertreibung ist die wilde Vertreibung meist Ausdruck von verbreitetem und politisch funktionalisiertem Hass, der zu regelrechten Exzessen führt.

Vlasic
hoher Berg in Zentralbosnien

Vielvölkerstaat
Staatsgebilde, in dem nicht nur eine Nation bzw. ein Volk lebt, sondern verschiedene Nationalitäten bzw. Volksgruppen. Berühmte historische Beispiele für Vielvölkerstaaten waren Österreich-Ungarn, das Osmanische Reich, das Zarenreich, die Sowjetunion (siehe UdSSR) und Jugoslawien.

Völkerbund
internationale bzw. intergouvernementale Organisation, die 1920 nach dem Ende des Ersten Weltkriegs gegründet wurde. Sie war der Vorläufer der Vereinten Nationen. Die Gründung des Völkerbundes, dessen Sitz sich in Genf befand, ging auf die Vorschläge des amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson am 8. Januar 1918 zurück (14 Punkte: „Eine allgemeine Gesellschaft der Nationen muss auf Grund eines besonderen Bundesvertrags gebildet werden zum Zweck der Gewährung gegenseitiger Kategorien für politische Unabhängigkeit und territorialer Integrität in gleicher Weise für die großen und kleinen Staaten.“). Der Völkerbund scheiterte mit seinen Ideen der Friedenssicherung und allgemeinen Abrüstung an der Wirklichkeit im Zeitalter des Nationalismus. Er verlor in den 1930er Jahren an Bedeutung und wurde formal 1946 aufgelöst.

Volk
Angehörige einer sozio-politischen Gemeinschaft, die sich über gemeinsame Herkunft (Abstammung), gemeinsame kulturelle Merkmale oder auch ein gemeinsames politisches System definiert (siehe auch Nation). In der Regel verfügen Völker als Staatsvolk über einen eigenen Staat (Staatsgebiet), in dem sie die Herrschaft (Staatsgewalt) ausüben. Fehlt Völkern die Eigenstaatlichkeit, spricht man von Volksgruppen (siehe auch ethnische Minderheiten).

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W)
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X, Y ,Z)

Zwangsarbeiter
mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden in den von Nazi-Deutschland besetzten Gebieten Arbeitskräfte für die deutsche Kriegswirtschaft zwangsrekrutiert. Bereits im Sommer 1940 waren über eine Million Polen in Deutschland zur Arbeit zwangsverpflichtet. Spätestens seit 1941 waren Zwangsarbeiter für die Aufrechterhaltung der deutschen Kriegswirtschaft unerlässlich. Da der Versuch, Arbeitskräfte aus der besetzten Sowjetunion als Freiwillige anzuwerben, fast gänzlich gescheitert war, schritt man auch hier zur Zwangsrekrutierung. „Ostarbeiter“ aus der Sowjetunion und polnische Arbeiter mussten auf ihrer Kleidung die Aufnäher „OST“ beziehungsweise „P“ tragen. Ende 1944 arbeiteten mehr als 7,5 Millionen ausländische Arbeitskräfte, davon ein Drittel Frauen, für geringe Bezahlung oder auch ohne Lohn in fast allen Bereichen der deutschen Wirtschaft. Ohne den Arbeitseinsatz von Millionen von Zwangsarbeitern, Kriegsgefangenen und Häftlingen aus den Konzentrationslagern (KZ) wäre die Weiterführung des Kriegs für das Deutsche Reich spätestens ab 1942 nicht mehr möglich gewesen.

Zwangsmigration
gewaltsame Umsiedlung oder auch Vertreibung von Menschen aus ihren angestammten Wohn- und Siedlungsgebieten.

Zweiter Weltkrieg
globale kriegerische Auseinandersetzung (1939–1945), die ein Schlüsselereignis in der Geschichte des 20. Jahrhunderts darstellt. Verursacher war das nationalsozialistische Deutschland, das mit dem Überfall auf Polen die Kampfhandlungen am 1. September 1939 begann. Am Ende des Krieges standen die Teilung des deutschen Staates und eine neue politische und wirtschaftliche Weltordnung mit zwei Supermächten.
Der größte Land-, Luft- und Seekrieg der Geschichte hatte katastrophale Folgen: Etwa 60 Millionen Menschen starben weltweit, davon mindestens 20 bis 30 Millionen Zivilisten, die durch Luftangriffe, Deportation, Massenvernichtungslager und Übergriffe der Streitkräfte umkamen. Etwa sechs Millionen Juden wurden Opfer des nationalsozialistischen Vernichtungskrieges. Rund 20 Millionen Menschen mussten fliehen, wurden vertrieben oder als Zwangsarbeiter verschleppt.

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